Mittwoch, 27. August 2014

#16 Schule und Wochende auf der Farm

Hallo liebe Leute,
Seit über zwei Wochen habe ich nun schon das Glück, die waschechte brasilianische Schule hier in meiner Stadt besuchen zu dürfen. Und kein Wort passt besser, als :anders.
Ich kann nicht sagen, ob Schule hier weniger gut oder besser als in Deutschland ist. Sowieso, wenn es um Kulturen geht, gibt es kein besser oder schlechter und auch kein normal.
Zuerst einmal: die Schule beginnt hier viel zu früh. Um 7 Uhr ! Das heißt 6 Uhr aufstehen und sich um viertel nach 7 in die winzig kleinen, ungemütlichen Stühlen, mit angebauten Minitisch zu zwängen und dann in dem ziemlich unterkühlten Klassenraum dem Unterricht zu lauschen. Aber mir gefällts! Denn die wirklich lieben Leute in meiner Klasse sind unglaublich witzig, hilfsbereit und wie alle Brasilianer, die ich bereits kennen gelernt habe, unglaublich herzlich und offen.
An den ersten Tagen war es dann meine Aufgabe Deutsch zu Unterrichten. Dinge wie Streichholzschachtel, Schlampe oder Schwiegermutter hören sich aus brasilianischen Mündern echt lustig an. Aber auch ich habe dort wichtige Portugiesisch Lektionen auf den Weg bekommen. Da die meisten so viel Englisch reden können, wie ich Portugiesisch, rede ich dort relativ häufig (immer noch zu wenig) Portugiesisch.
Ich denke, der größte Unterschied zu deutschen Schulen ist hier die Unterrichtsweise. Der Lehrer schreibt an die Tafel und die Schüler schreiben ab...oder auch nicht. Die Schüler sind selbst dafür verantwortlich, ob sie aufpassen, mitschreiben oder nicht. Nach meinen Erfahrungen, wird sich dann meistens für letzteres entschieden. Deswegen liegt der Lärmpegel in meiner Klasse auch immer sehr hoch. Es ist hier auch völlig ok zwischendurch aufzustehen um mit den Leuten auf der anderen Seite des Raumes zu plaudern.  
 Auch das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist SEHR unterschiedlich. Es wird gedrückt, geküsst, getanzt und geplaudert. Ich muss sagen, dass gefällt mir wirklich gut. Der Lehrer ist hier mehr wie ein Kumpel und wird mit Vornamen angesprochen, jedoch trotzdem respektiert.
Immer und überall wird Musik gespielt und getanzt. In den Pausen wird unten im Hof, oder im Klassenraum das Handy an eine riesen Box angeschlossen und man kommt in den Genuss wirklich guter Laune machende brasilianische Musik. Ich liebe es, dass es hier so eine reiche nationale Musikvielfalt gibt. Während die deutschen meist nur zu Amerikanischen Charts tanzen, wird hier vieeel bessere Musik ausgepackt. Und die Leute, die ich hier kennen gelernt habe, haben alle einen unglaublich guten Film, Buch und Musikgeschmack *-*
Hier zur Schule zu gehen macht wirklich spaß, auch wenn ich nur einzelne Wörter oder manchmal sogar Sätze vom Unterricht verstehe.
Seit letzter Woche verbringe ich zwei Stunden in der Woche, mit der Englischklasse des letzten Jahrgangs. Mein Englischlehrer ist auf die Idee gekommen und so tauschen wir uns dann über die Unterschiede der beiden Kulturen aus (eigentlich mehr über die Unterschiede der deutsch/brasilianischen Partys und Jungs :D). Ich bin froh diese Möglichkeit zu haben, andere Leute kennen zu lernen. Die sind alle so super lieb und wenn ich mal eine Unterrichtsstunde bei ihnen verbringe, wird immer fleißig Portugiesisch geübt.

Das Wetter hier ist eigentlich noch überraschend angenehm. Es ist möglich hier mit kurzer und langer Hose rumzulaufen, ohne zu erfrieren oder sich tot zu schwitzen. Aber es ist ja gerade mal erst Winter :D
In meinem Alltag passiert nicht wirklich viel, aber es ist ein anderer Alltag und ich liebe es. Manchmal wird nach dem Abendunterricht noch irgendwo zusammen gegessen oder einfach mit dem Auto *zu 8 in einem 5er Sitzer hust hust* durch die Stadt gefahren.
Ich verbringe gerne Zeit, mit meiner Gastfamilie und meine Gastschwestern sind super und irgendwie genauso verrückt wie ich . Ich kann hier doch irgendwo meinen Wahnsinn auslassen :D
Ich bin unendlich dankbar dafür, so gut aufgenommen zu werden.
Das Wochenende über haben wir auf der Farm des Vaters meiner Gastschwester verbracht.
Es war wunderschön!! An diesem Ort konnte man so wunderbar abschalten und es war einer von diesen Orten, wo man auch mal melancholisch werden darf und merkt, wie glücklich man ist hier zu sein und das alles sehen zu dürfen und dass es noch viel mehr Dinge gibt, die für seine Augen bestimmt sind.
Fotos folgen
Es ist irgendwie unglaublich, dass ich schon/erst fast drei Wochen hier bin. Manchmal hab ich das Gefühl, schon viel länger hier zu sein. Manchmal vermisse ich schon meine Familie und meine Freunde, aber es kein: Ich- möchte- jetzt -unbedingt- Nachhause - hier- ist-alles-scheiße- vermissen. Eher auf eine bessere Weise.
Wie auch immer machts gut!






 
Eure Kathi :)

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